2011 wurde die „Strategiegruppe Nachhaltigkeit“ von der Geschäftsführung ins Leben gerufen. Als Leiter Nachhaltigkeit und Sicherheit der Bitburger Braugruppe ist Stefan Kauß der zentrale Ansprechpartner für alle Nachhaltigkeitsfragen. Was genau ein Nachhaltigkeitsmanager im Alltag macht, berichtet er im Interview.

 

Stefan Kauß Nachhaltigkeitsmanager der Bitburger Braugruppe

Herr Kauß, wie würden Sie Ihre Arbeit einem Bekannten erklären?

Im Nachhaltigkeitsmanagement geht es nicht nur darum, Produkte mit einem möglichst geringen Wasser- und Stromverbrauch herzustellen. Insbesondere geht es auch darum, sich der Auswirkung unseres unternehmerischen Handels bewusst zu sein. Und entsprechend unserer Handlungsfeldern Verantwortung in ökonomischen, sozialen und ökologischen Bereichen zu übernehmen. Dazu gehört auch der Einkauf von hochwertigen Rohstoffen aus möglichst umweltschonendem Anbau, um die hohe Qualität unserer Produkte zu sichern. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern, da spielen beispielsweise Ausbildung und Weiterbildung oder Compliance-Schulungen eine Rolle. Nachhaltigkeit ist in allen Bereichen unseres Unternehmens zu finden. Dabei darf man aber auch nicht aus den Augen verlieren, dass wir bei all dem auch noch wirtschaftlich denken und handeln müssen.

Noch einmal kurz und knapp formuliert, Ihr Job in zwei Sätzen?

Nachhaltigkeit bedeutet Verantwortung gegenüber Umwelt, Mitarbeitern und Kunden, aber auch dem Unternehmen. Zusammen mit den Nachhaltigkeitsmanagern der Fachabteilungen koordiniere ich die Maßnahmen.

Womit beschäftigen Sie sich genau in Ihrem Arbeitsalltag als Nachhaltigkeitsmanager bei der Bitburger Braugruppe?

Meine Aufgabe besteht vor allem darin, meine Kollegen für das Thema Nachhaltigkeit zu begeistern und es im Alltag präsenter zu machen. Zudem haben wir uns in den letzten Jahren darauf konzentriert, zu schauen, wo wir aktuell stehen: Wo müssen wir ansetzen und bei welchen Themen sind wir schon gut aufgestellt? Wir mussten sozusagen erst einmal klären, was Nachhaltigkeit für uns eigentlich bedeutet. Wir fangen ja nicht bei null an. Seit Jahrzehnten wurden immer wieder gezielt umweltschonende Innovationen eingeführt. Energieeffizienz, hochwertige Rohstoffe und die Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern waren schon immer Teil unseres unternehmerischen Selbstverständnisses. Meine Aufgabe ist es, das, was schon da ist, zu ordnen und dort, wo wir Handlungsbedarf sehen, entsprechende Maßnahmen methodisch anzugehen.

Was genau bedeutet es, Nachhaltigkeit "methodisch anzugehen"?

Das bedeutet beispielsweise, dass wir uns an anerkannten Nachhaltigkeitsstandards orientieren. Seit 2013 ist die Bitburger Braugruppe nach dem ZNU-Standard "Nachhaltiger WirtschaftenFood" zertifiziert. Dieser umfasst 16 Themenfelder aus verschiedenen Bereichen und dient uns als Orientierung für unser Nachhaltigkeitsmanagement. Damit können wir Nachhaltigkeitsaspekte strukturiert erfassen, neu anstoßen oder weiterentwickeln.

Teil I

Nachhaltige Unternehmensführung

Teil II

Nachhaltigkeitsthemen

Ich beschäftige mich viel damit, Kollegen zum Thema Nachhaltigkeit zu informieren und zu beraten, damit sie es in ihren täglichen Entscheidungen mitdenken.

Sie hatten eingangs von der Aufgabe gesprochen, Ihre Kollegen für das Thema zu begeistern und im Alltag präsenter machen zu wollen. Können Sie uns hierfür ein Beispiel nennen?

Als eines der nächsten größeren Projekte steht die Schulung von Nachhaltigkeitsbotschaftern unter unseren Auszubildenden auf unserer Agenda. Sie sollen sich möglichst früh mit dem Thema beschäftigen und für mich ist es natürlich spannend zu erfahren, wie sie als junge Leute das Thema sehen und was für sie wichtig ist. Und je früher wir hierzu mit unseren jungen Mitarbeitern ins Gespräch kommen, desto eher wird es uns gelingen, dass Nachhaltigkeit im Arbeitsalltag gelebt wird.

Ziel bis Ende 2015

An allen Standorten und in allen für den Nachhaltigkeitsprozess zentralen Bereichen ist je ein Nachhaltigkeitsmanager tätig.

Ziel erreicht:

Insgesamt sind mittlerweile 14 Nachhaltigkeitsmanager an den Standorten der Braugruppe und in zentralen Bereichen beschäftigt.

Neues Ziel bis Ende 2017

Durch regelmäßige Schulungen haben wir das Thema Nachhaltigkeit in der gesamten Organisation verankert.

Auch die Ausbildung unseres Brauerei-Nachwuchses ist für uns ein wichtiges Thema. So können wir uns den Herausforderungen stellen, die beispielsweise mit dem demografischen Wandel verbunden sind.

Inwiefern versuchen Sie, das Thema auch Ihren Kollegen in den Fachabteilungen näherzubringen?

Einige Fachabteilungen sind bereits heute sehr stark involviert. 2016 werden wir zusätzlich beginnen, auch gezielt Workshops und Informationsveranstaltungen für Fachabteilungen anzubieten, in denen das Thema Nachhaltigkeit schwieriger zu fassen ist. Auch hier ist es das Ziel, Nachhaltigkeit im beruflichen Alltag greifbarer zu machen.

Was waren die wichtigsten Themen für Sie seit dem letzten Bericht?

Die Ausbildung und Integration der Nachhaltigkeitsmanager an den Standorten und in den Abteilungen waren sehr wichtig für uns. Heute sind 14 Kolleginnen und Kollegen im Nachhaltigkeitsteam der Braugruppe vertreten. Nachhaltigkeit ist aber kein Thema, das nur mich und meine Kollegen als Nachhaltigkeitsmanager beschäftigt. Innerhalb der einzelnen Abteilungen gibt es natürlich noch mehr Kollegen, die sich damit befassen.

Ein weiteres wichtiges Thema war die Einführung des Energiemanagementsystems nach DIN EN ISO 50001, das Ende 2014 erfolgreich zertifiziert wurde. Ich weiß, solche DIN-Normen klingen immer etwas bürokratisch. Aber die Erfüllung solcher Standards ist eine wichtige Voraussetzung dafür, Abläufe und Techniken systematisch zu verbessern und unsere Bemühungen transparent zu machen. Und natürlich geht es speziell bei diesem Thema auch um einen monetären Aspekt. Dadurch fällt es externen Kunden und Interessierten leichter, unser Engagement zu bewerten. Ein zentraler Baustein in unserer nachhaltigen Entwicklung war die Erstellung von Klimabilanzen auf Produkt- und Standortebene. Aus den gewonnenen Erkenntnissen werden wir Maßnahmen ableiten.

Sie tauschen sich offensichtlich viel mit Ihren Kollegen aus. Gibt es bestimmte Fragen, die Ihnen im Alltag sehr häufig gestellt werden?

Es fragen mich natürlich immer mal wieder Kollegen, warum wir das eigentlich machen, wenn in anderen Unternehmen oder Ländern teilweise weniger passiert. Für uns als Nachhaltigkeitsmanager und als Unternehmen ist es deswegen wichtig, das Wort Nachhaltigkeit mit Leben zu füllen und ganz konkret zu sagen, wie wir Wasser sparen, weniger Strom verbrauchen und uns gesellschaftlich engagieren. In dem Zusammenhang versuchen wir auch deutlich zu machen, welche Kosteneinsparungen oder positive Auswirkungen sich aus einzelnen Maßnahmen ergeben. Präsenz schaffen und konkrete Ansatzpunkte für den Alltag benennen – das sind für mich die wichtigsten Aufgaben, um den Kollegen unser Verständnis von Nachhaltigkeit näherzubringen. Und natürlich sollen auch die Menschen außerhalb unseres Unternehmens erfahren, wie wir in Sachen Nachhaltigkeit unterwegs sind. Deshalb wollen wir verschiedene Kommunikationskanäle nutzen, um über unsere Entwicklungen zu berichten.

Im Rahmen unseres gesellschaftlichen Engagements unterstützen wir beispielsweise das Schammatdorf in Trier – hier bei der Verschönerung des Dorfplatzes.

Energieverbrauch, Fortbildungen, Rohstoffe: Sie haben jetzt eine ganze Reihe von Baustellen angesprochen. Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung für die Bitburger Braugruppe?

Sicherlich ist das Thema demografischer Wandel bzw. Fachkräftemangel ein Punkt, der die gesamte Branche in den nächsten Jahren intensiv beschäftigen wird. Ebenso wie das Konsumverhalten der Verbraucher. Und natürlich sind unsere Rohstoffverbräuche seit jeher ein wichtiges Thema für uns. Wir arbeiten laufend daran, unsere spezifischen Verbräuche so gering wie möglich zu halten. Neue Produkte stellen uns da aber auch vor eine Herausforderung, denn durch die größere Vielfalt müssen die Abfüllanlagen häufiger umgestellt und gereinigt werden. Deswegen denken wir laufend darüber nach, wie wir hier mit neuen Anlagen oder Abläufen ansetzen können.

Im Berichtszeitraum wurden beispielsweise die Abfüllanlagen in Wernesgrün (2013) und Bitburg (2014 und 2015) ausgetauscht. So können wir nicht nur die Abläufe effizienter gestalten, die neuen Maschinen verbrauchen auch noch weniger Wasser und weniger Strom. Nachhaltigkeit wird immer auch wirtschaftlich betrachtet.

Zum Schluss eine persönliche Frage: Wie gehen Sie als Nachhaltigkeitsmanager das Thema Nachhaltigkeit zu Hause an?

Ich versuche natürlich auch bei mir zu Hause, Energie zu sparen und nutze Strom aus regenerativen Energiequellen. Beim Einkaufen stelle ich mir auch häufiger mal die Frage „Brauche ich das wirklich?“. Außerdem unterstütze ich verschiedene gemeinnützige Projekte wie zum Beispiel die Vergabe von Mikrokrediten nach Indien oder die Förderung von Umweltprojekten in Deutschland.