Nachhaltigkeit ist heute ein ganz zentrales Anliegen für viele Unternehmen. Seit wann ist es eigentlich in der Braugruppe ein Thema?

Jan Niewodniczanski: Wenn man es genau nimmt, von Beginn an. Wir denken und handeln als Familienunternehmen schon immer langfristig und haben die erklärte Absicht, das Unternehmen gestärkt an die nächste Generation weiterzugeben. Und das geht nicht ohne Nachhaltigkeit! Bei diesem Thema hat die Gesellschafterfamilie den erklärten Willen, dass wir als Braugruppe hier eine echte Vorreiterrolle in der Branche übernehmen wollen.

Gerade in den technisch orientierten Bereichen kann man sich sehr schnell etwas unter nachhaltigem Wirtschaften vorstellen. Aber Marketing und Vertrieb – schließt das nicht Nachhaltigkeit eher aus?

Axel Dahm: Ganz und gar nicht! Nehmen wir einfach mal das Beispiel Innovationen. Wenn wir beispielsweise neue Verpackungen auf den Markt bringen, spielen für uns nachhaltige Aspekte eine wichtige Rolle: Sind die Farben auch nicht schädlich? Können wir beim Gewicht aus ökologischer Sicht noch etwas optimieren? Und auch die Größe des Portfolios wird nicht nur unter strategischen, sondern auch unter nachhaltigen Kriterien unter die Lupe genommen. Denn Vielfalt bei Produkten und Verpackungen wird bei uns nur dort eingesetzt, wo sie auch wirklich sinnvoll ist. 

Herr Fahrig, als Geschäftsführer Personal und Finanzen müssen Sie ja besonders auf die wirtschaftliche Seite achten. Was bedeutet das für eine nachhaltige Strategie?

Stephan Fahrig: Nachhaltigkeit heißt nichts anderes, als dass wir Investitionen in die Zukunft unseres Unternehmens tätigen und dabei stets den Dreiklang aus Ökonomie, Ökologie und Sozialem zugrunde legen. Dabei ist natürlich klar, dass Investitionen nicht nur der Umwelt dienen können, sondern auch Effizienzgewinne für die Braugruppe einbringen müssen.

Ein ganz zentrales Thema ist aber natürlich eine nachhaltige Personalpolitik – einer der wichtigsten Bausteine eines erfolgreichen Unternehmens. Nehmen Sie die hohe Zahl der Auszubildenden, die vielen Angebote an Aus- und Weiterbildung und last but not least die sehr hohe Zugehörigkeitsdauer unserer Mitarbeiter in der Braugruppe – das alles ist täglich gelebte Nachhaltigkeit.

Welche konkreten Maßnahmen stehen im technischen bzw. produzierenden Bereich aktuell im Fokus?

Jan Niewodniczanski: Das Thema Energieeffizienz und -beschaffung ist für uns eines der ganz großen Nachhaltigkeits-Projekte. So haben wir unser mittelfristiges Ziel, den CO2-Ausstoß bis 2020 braugruppenweit um 20 Prozent zu senken, um das ehrgeizige Vorhaben erweitert, bis Ende 2022 unsere Emissionen auf null zu senken – also an allen Standorten klimaneutral zu arbeiten, und wo notwendig, unterstützt durch Kompensationsmaßnahmen. Dieses Ziel haben wir uns im Rahmen der Initiative „ZNU goes Zero“ gesetzt.

Nachhaltigkeit ist ja mit sehr viel Einsatz, aber eben auch Investitionen verbunden. Ganz ehrlich: Lohnt sich Nachhaltigkeit außer aus ideeller Sicht eigentlich auch?

Axel Dahm: Davon bin ich fest überzeugt, und zwar in jeder Hinsicht. Unser seit jeher faire und angemessene Umgang mit unseren Kunden und Geschäftspartnern ist ein wichtiger Bestandteil nachhaltiger Unternehmenspolitik. Und gerade dieses stete Bemühen um Verlässlichkeit und Fairness spielt eine entscheidende Rolle für unsere führende Position im Fassbierbereich. Oder nehmen wir unsere Rohstofflieferanten: Die jahrzehntelange Partnerschaft mit dem Hopfenhof Dick ist gelebte Nachhaltigkeit, aber eben auch zentraler Baustein unserer Kommunikation und in unserem Marketing rund um unsere Marke Bitburger.

Wo sehen Sie Ansatzpunkte für eine noch nachhaltigere Personalstrategie?

Stephan Fahrig: Ich glaube, sehr wichtig ist hier, dass wir uns als Unternehmen darauf verständigt haben, dass gerade bei Führungspositionen künftig nicht nur die reine Leistung ein Entscheidungskriterium sein wird, sondern auch die Frage: Wie geht jemand mit seinen Mitarbeitern um, wie ist sein Verhalten gegenüber dem Team? Dass künftig beide Faktoren – Leistung und Verhalten – bei Führungsentscheidungen herangezogen werden, ist nichts anderes als eine konsequent nachhaltige Personalpolitik.