Politik und Wirtschaft arbeiten in vielen Bereichen Hand in Hand. Das ist sinnvoll und auch notwendig. Aber wo verläuft die Grenze zwischen einem konstruktiven Miteinander und versteckter Interessensvertretung abseits der Öffentlichkeit? Die Braugruppe hat im Rahmen ihrer Compliance-Verantwortung hier eine klare und verbindliche Haltung definiert. Was das konkret bedeutet, erläutert Angelika Thielen, Leiterin Unternehmenskommunikation der Bitburger Braugruppe.

Angelika Thielen Leiterin Unternehmenskommunikation der Bitburger Braugruppe

Nachhaltiges Arbeiten und Denken – hierzu gehört auch der immer wichtiger und umfassender werdende Komplex, der meistens unter dem englischen Begriff Compliance zusammengefasst wird. Compliance – wörtlich übersetzt heißt es Regeltreue, doch damit ist der so vielschichtige und komplexe Bereich natürlich nicht einfach zusammenzufassen. Und Compliance gerade beim Thema ‚Politik und Wirtschaft‘ tagtäglich zu leben und sich damit voll und ganz zu identifizieren, bedingt neben festen Regeln vor allem eines: eine klare Haltung, der das Unternehmen und die mit ihm verbundenen Menschen auch dann treu bleiben, wenn es zu schwierigen Situationen oder auch möglichen Interessenskonflikten kommt.

Um Compliance zu leben, braucht man neben Regeln auch eine klare Haltung.

Deutliche Positionierung und Haltung

Ein immer wiederkehrender und in der Öffentlichkeit stets sehr genau wahrgenommener Aspekt ist die Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft. Dass ein erfolgreiches Miteinander beider Größen eine wichtige Voraussetzung für eine florierende Wirtschaft und ein verantwortungsvolles politisches Agieren ist, ist unbestritten. Aber wo verläuft die Grenze zwischen konstruktiver und auch notwendiger Zusammenarbeit und der von vielen Bürgern doch sehr kritisch gesehenen Verbrüderung zwischen Politik und Wirtschaft, die sich meist eher abseits der öffentlichen Bühne und medialer Berichterstattung abspielt? Es gibt hier keine mit dem Lineal gezogene Grenze, aber es gibt die Möglichkeit, sich klar zu positionieren, wie wir es als Braugruppe ganz deutlich tun: Wir sind politisch neutral, wir unterstützen weder finanziell noch materiell politische Veranstaltungen jedweder Art – gleich, welcher Partei –, wir besuchen als offizielle Vertreter der Braugruppe keine Veranstaltungen, die keinen sachlichen Grund, sondern ausschließlich das zwanglose Zusammentreffen von wirtschaftlichen und politischen Repräsentanten zum Zweck haben. Das gilt auch für unsere Arbeit in und mit verschiedenen Branchenverbänden und deren gesellschaftliche Zusammenkünfte. Und unsere Standorte sind gerade im Wahlkampf keine Plattform für Wahlkampfveranstaltungen, gleich welcher Art und wie hochrangig die angekündigten Repräsentanten auch sein mögen. Diese Haltung, die wir ganz stringent auch im letzten Bundestagswahlkampf 2017 vertreten haben, hat uns gerade von den Menschen, die uns am Herzen liegen, nämlich unseren Kunden und Verbrauchern, viel Sympathie und Wertschätzung eingebracht.

Und damit kein Missverständnis entsteht: Selbstverständlich hat jeder Mitarbeiter das uneingeschränkte Recht, sich auch politisch zu engagieren und zu positionieren. Doch dieses persönliche Engagement – sei es aktiv als Parteimitglied oder verbal über Social-Media-Kanäle beispielsweise – geschieht immer als Privatperson und nicht als Vertreter oder Repräsentant des Unternehmens, was eben auch für alle Beteiligten klar ersichtlich sein muss.

Ehrliche und offene Kommunikation

Natürlich treiben auch uns politische Themen, die unser Unternehmen oder unsere unternehmerischen Entscheidungen beeinflussen, um: Man denke nur an das immer wiederkehrende Thema der Alkoholpolitik und die nach wie vor anhaltenden Tendenzen seitens der politischen Parteien, statt auf Prävention und Verantwortung doch mehr auf Gesetze und Verbote zu setzen. Auch wir als Braugruppe werden zu diesen Themen befragt und haben selbstverständlich auch hierzu eine klare Haltung und Meinung – diese aber äußern wir öffentlich und für alle nachvollziehbar, und nicht bei nichtöffentlichen Terminen mit Politikern oder politischen Repräsentanten. Denn wir sind fest davon überzeugt, dass eine ehrliche und offene Kommunikation zu wichtigen Themen der Branche, aber auch der Gesellschaft, von den Menschen und damit auch Verbrauchern am meisten respektiert und honoriert wird.

Denn Compliance ist eben deutlich mehr als nur Regeltreue, es ist Ausdruck und Sinnbild des Selbstverständnisses eines Unternehmens. Natürlich stellt ein Compliance-konformes Verhalten bei der Frage im Umgang mit Politikern und politischen Themen jedes Unternehmen und auch jeden Mitarbeiter immer wieder vor wichtige Entscheidungen. Hierfür gibt es auch in unserem Unternehmen klare Regeln und Richtlinien. Doch Grenzfälle oder besondere Situationen, die nicht immer eine sofortige Beantwortung mit Ja oder Nein erlauben, tauchen immer wieder auf.

Bei Grenzfällen helfen auch Erfahrung und gesunder Menschenverstand.

Und manchmal hilft neben der Erfahrung und dem gesunden Menschenverstand auch ein Satz, den jeder noch von seinen Großeltern kennt: ‚Das gehört sich nicht‘ war deren Gradmesser in ethischen und moralischen Fragen. Was letztlich bedeutet, dass Dinge nicht einfach erlaubt sind, nur weil sie aus rechtlicher Sicht nicht verboten sind."