Und jetzt setzen sich mal alle auf die Stühle in dem Land, in dem sie eben 'gewohnt' haben“, ruft Sabine Mock von der Lokalen Agenda 21 Trier. Es wuselt auf der überdimensionalen Weltkarte, 18 junge Menschen zwischen 17 und 21Jahren suchen einen Platz. Sie sind Auszubildende bei Bitburger und sollen im Rahmen eines Weltverteilungsspiels schätzen, wie Einwohnerzahl und Einkommen in den Kontinenten der Erde verteilt sind. Stühle repräsentieren das Einkommen im jeweiligen Kontinent.
Am Ende sind in Nordamerika und Europa fast alle Stühle noch frei, während in Asien und Afrika viele „Bewohner“ stehen müssen. Die Azubis schauen sich überrascht um: „Das Ungleichgewicht zwischen Nord und Süd ist einem ja schon irgendwie bewusst, aber es so konkret zu sehen, öffnet einem nochmal mehr die Augen“, drückt Saskia Burbach aus, was sich viele ihrer Kollegen denken.
Das Weltverteilungsspiel der Lokalen Agenda bildet den Auftakt zu einem ganztägigen Workshop, den die Bitburger Braugruppe einmal im Jahr für ihre Auszubildenden veranstaltet.
Besonders interessant fand ich den Einblick in andere Bereiche der Brauerei, von denen man sonst nur wenig mitbekommt. Mir war bisher nicht bewusst, für wie viele Prozesse das Thema Nachhaltigkeit relevant ist, welche lange Nachweiskette beispielsweise bei unseren Rohstoffen notwendig ist oder wie viele Kunden einen Nachweis für nachhaltiges Handeln fordern.“
In dem Workshop erfahren die jungen Leute, welches Nachhaltigkeitsverständnis ihr Unternehmen hat und was es dafür unternimmt. Der Nachmittag ist der Gruppenarbeit gewidmet. Gemeinsam sollen sie praktische Vorschläge für mehr Nachhaltigkeit im Arbeitsalltag erarbeiten. „Unser Ziel ist es, dass die Auszubildenden im Anschluss als Nachhaltigkeitsbotschafter zurück in ihre Abteilungen gehen und ihre Kollegen im Alltag für die Thematik sensibilisieren“, erklärt Stefan Kauß, Leiter Nachhaltigkeit/Sicherheit der Bitburger Braugruppe.
Als Nachhaltigkeitsbotschafterin möchte ich vor allem Vorbild sein und selbst auf meine Gewohnheiten achten; zum Beispiel die Heizung ausmachen, wenn ich sie nicht wirklich brauche. Aber auch bei anderen möchte ich stärker hinsehen und sie sensibilisieren. Wahrscheinlich geht es ihnen so wie mir: Irgendwo im Hinterkopf weiß man, dass man das Licht ausmachen sollte, wenn man den Raum verlässt, aber im Alltag denkt man oft nicht daran.“
Die Azubis sollen die Nachhaltigkeitsmanager des Unternehmens, die für ihre Kollegen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und in ihrem Bereich bei konkreten Projekten Anregungen oder Beratung anbieten, ergänzen. 14 Mitarbeiter sind bereits als Nachhaltigkeitsmanager qualifiziert. Sie sind über alle fünf Standorte und Ressorts der Braugruppe verteilt. Um sich auf die Aufgabe vorzubereiten, nehmen sie an einem dreitägigen Lehrgang des Zentrums für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) der Universität Witten/Herdecke teil, wo sie Wissen und Methoden erlernen und sich mit Mitarbeitern anderer Firmen austauschen können.
„Nachhaltiges Denken und Handeln braucht Multiplikatoren, die ihre Kollegen in der Umgebung sensibilisieren. Nur so können wir das Thema langfristig in den Köpfen aller verankern“, erklärt Stefan Kauß, warum die Braugruppe so großen Wert darauf legt, Nachhaltigkeitsmanager an relevanten Stellen im Unternehmen auszubilden, Workshops mit Abteilungen durchführen lässt und gezielt auch die Auszubildenden integriert.