"Nachhaltigkeit ist für uns eine Daueraufgabe" - ein Gespräch mit den Geschäftsführern der Bitburger Braugruppe
Der Titel des neuen Berichts zur Nachhaltigkeit lautet "Aus Nähe wird Zukunft". Was verstehen Sie darunter?
Jan Niewodniczanski: Die Nähe zu unseren Lieferanten, Kunden und natürlich auch zu unseren Mitarbeitern stand für uns schon immer im Mittelpunkt und ist für uns ein wichtiger Faktor für die Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens. Das bedeutet für uns zum einen räumliche Nähe, also beispielsweise zu unseren regionalen Lieferanten. Auf der anderen Seite aber auch die Nähe zu unseren Verbrauchern und zu unseren langjährigen Gastronomiepartnern, mit denen wir einen intensiven Dialog pflegen.
Der erste Bericht zur Nachhaltigkeit 2013 erschien noch als gedruckte Version. Bei der Zweitauflage haben Sie sich für ein Online-Magazin entschieden. Warum?
Dr. Werner Wolf: Mit dem Online-Magazin möchten wir stärker in einen dauerhaften Dialog mit verschiedenen Anspruchsgruppen treten. Also mit Menschen, die sich für uns, unsere Produkte und unser Unternehmen interessieren. Dass das von unseren Anspruchsgruppen gewünscht wird, hat die Befragung im Frühjahr 2015 ergeben. Unser Ziel ist es, leicht und verständlich zu erklären, wie und warum sich die Braugruppe in Sachen Nachhaltigkeit engagiert. Das geht am besten, indem wir die handelnden Protagonisten zu Wort kommen lassen und Einblicke hinter die Kulissen geben. Ein gedruckter Bericht erschien uns dafür nicht mehr als das richtige Format, außerdem sparen wir dadurch Papier und damit wertvolle Rohstoffe. Mit dem Online-Magazin können wir in Zukunft laufend über Neuigkeiten aus dem Bereich Nachhaltigkeit berichten.
Jan Niewodniczanski: Das heißt natürlich nicht, dass das neue Online-Magazin weniger Zahlen und Fakten enthält als der Erstbericht 2013. Sie sind jetzt einfach nur stärker eingebettet in anschauliche Geschichten mit Fotos und Grafiken.
Stichwort Dialog: Wo und wie können sich die Leser des Berichts einbringen?
Matthäus Niewodniczanski: Aus Erfahrung wissen wir, dass Austausch und Debatte dort stattfinden, wo sich die Menschen sowieso schon aufhalten. Und das sind heute in erster Linie die Sozialen Netzwerke. Deshalb setzen wir in unserem Online-Magazin auf Formate, die an Kanäle wie Facebook & Co. anknüpfen. Dort ist jeder eingeladen, sich einzubringen und unseren Weg zu mehr Nachhaltigkeit mit Anregungen und Kritik zu begleiten.
Wenn Sie auf die letzten zwei Jahre zurückblicken: Welches Projekt war für Sie ein besonderer Meilenstein?
Jan Niewodniczanski: Nicht nur, dass wir in Bitburg in den letzten drei Jahren zwei Abfüllanlagen ersetzt haben und damit die Wasser- und Energieeffizienz steigern konnten, wir haben auch – und dieses Projekt erfüllt mich mit besonderem Stolz – ein BHKW-Konzept umgesetzt, dass unserem Verständnis nach das größte Kraft-Wärme-Konzept der Brauindustrie darstellt. Wir erzeugen über 75 Prozent Eigenstrom und erzielen dabei Wirkungsgrade von annähernd 90 Prozent. Darüber hinaus nehmen wir ab 2016 am Regelenergiemarkt teil, d. h. wir schalten unsere BHKWs bei einem Überangebot regenerativer Energie im Stromnetz ab und tragen damit zur Entlastung der Stromnetze bei. Genau wegen dieser Regelbarkeit ist die Kraft-Wärme-Kopplung eine ideale Ergänzung zur regenerativen Stromerzeugung.
Nachhaltigkeit besteht aus den Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales. Wie schaffen Sie es, hier die Balance zu halten?
Alfred Müller: Wir investieren seit jeher in eine nachhaltige Zukunft unseres Unternehmens. Das hilft uns insbesondere dabei, wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei ist es uns wichtig, gleichermaßen ökologisch, ökonomisch und sozial zu handeln. Mit unseren Blockheizkraftwerken produzieren wir beispielsweise einen Großteil unseres benötigten Stroms selbst. Dadurch bieten sich beträchtliche Einsparpotentiale für uns, da wir unabhängiger von steigenden Energiepreisen werden. Und wir werden auch in Zukunft weiter in neue Techniken investieren. Investitionen, die nicht nur der Umwelt dienen, sondern mittel- bis langfristig auch Effizienzgewinne für die Braugruppe bedeuten. Aber wir handeln natürlich nicht nur in der Technik nachhaltig, sondern auf allen Unternehmensebenen – egal ob im Bereich Personal, Verwaltung, Marketing und Vertrieb – wir investieren in das Know-how unserer Mitarbeiter oder in Prozesse und Strukturen.
Wo liegt die größte Herausforderung mit Blick auf die kommenden Jahre bis zum nächsten Bericht 2017?
Dr. Werner Wolf: Neue Produkte bleiben weiterhin ein zentrales Thema für uns. Wir versuchen natürlich, den Wünschen unserer Verbraucher zu entsprechen und überprüfen und erweitern deswegen immer wieder unser Portfolio. 2014 haben wir zehn neue Produkte eingeführt. Da wir das gesamte Angebot mit unseren Abfüllanlagen in Flaschen und Fässer abfüllen, werden hier zusätzliche Rüst- und Reinigungsvorgänge benötigt und mehr Energie und Wasser verbraucht. Neue Produkte bedeuten also auch neue Herausforderungen. Sie erfordern neue Abläufe, Rohstoffe und Kenntnisse der Mitarbeiter, die sich bestenfalls mit dem Thema Nachhaltigkeit in Einklang bringen lassen. Eine Daueraufgabe.