Compliance ist in aller Munde, aber nur wenige können erklären, was genau es damit auf sich hat. Dabei ist Compliance ein wichtiger Teil des Risikomanagements in einem Unternehmen. Wolfgang Hecker, Chief Compliance Officer der Bitburger Braugruppe, nimmt Stellung.
Eigentlich eine Selbstverständlichkeit: „Unternehmen und ihre Mitarbeiter müssen sich an Recht und Gesetz halten und tragen darüber hinaus auch eine ethische Verantwortung für ihr Handeln“, sagt Wolfgang Hecker. Viele komplexe Regelungen und Erwartungen führen dazu, dass oft Fragen und Unklarheiten auftauchen. Hecker sagt dazu: „Wir bieten Produkte an, die sehr viel mit Gastfreundschaft zu tun haben. Deswegen wird von den Mitarbeitern der Braugruppe oftmals auch erwartet, dass bei Einladungen eine gewisse Großzügigkeit herrscht.“ Was im Privaten noch in Ordnung ist, gerät im Arbeitsalltag schnell in den Bereich der Bestechung.
Das Compliance-Team (v. l. n. r.): Dr. Stefan Schmitz, Dr. Anno Zilkens und Wolfgang Hecker
Schnell könnte man meinen, dass der erhobene Zeigefinger das Mittel der Wahl eines Compliance-Beauftragten darstellt. Ein Irrglaube, wie Hecker betont. „Entscheidend ist am Ende, ob es uns gelingt, eine gelebte Wertschätzung der geltenden Regeln und Gesetze zu erreichen.“ Hier zeigte sich in den letzten Jahren bei vielen Unternehmen ein Nachholbedarf, der systematisch angegangen werden musste.
Im digitalen Zeitalter wird Compliance zu einem wichtigen Teil des Risikomanagements.
Hecker sieht sich weniger als Kontrolleur, sondern in erster Linie als Kommunikator und Ratgeber seiner Kollegen. „Wir wollen unsere Mitarbeiter im Umgang mit möglichen Risiken sensibilisieren. Sie sollen Konfliktsituationen frühzeitig erkennen und selbst bewerten können. Kommunikation ist daher ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit“, sagt Hecker. Gerade im digitalen Zeitalter, in dem sich Informationen rasend schnell verbreiten, nimmt die Bedeutung gelebter Compliance weiter zu.
„Bereits eine kleine unbedachte Handlung von nur einem Mitarbeiter kann den guten Ruf eines Unternehmens schädigen“, sagt Hecker. Nimmt beispielsweise ein Mitarbeiter gedankenlos Geschenke von Geschäftspartnern an und veröffentlicht entsprechende Fotos in Sozialen Netzwerken wie Facebook, kann dies bei Bekanntwerden zu beträchtlichen Reputationsschäden und Bußgeldern führen. Compliance wird zunehmend zum Wettbewerbsfaktor und trägt zu Unrecht das Image des Wachstumsverhinderers. Mancher Ausschreibung potenzieller Kunden geht voraus, dass Lieferanten ein etabliertes CMS (Compliance Management System) nachweisen können. Bei der Bitburger Braugruppe ist Compliance ein wichtiger Teil unseres Risikomanagements und trägt auf diese Weise zu einem kontinuierlichen, stetigen Wachstum bei.
Verantwortung gemeinsam schultern
„Wer Fragen hat, muss wissen, an wen er sich wenden kann. Auch das ist Teil unseres Verständnisses von Compliance: unseren Mitarbeitern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.“ Deswegen informieren Hecker und sein Team fortlaufend über das Intranet und geben über einen eigenen Compliance-Newsletter aktuelle Beispiele zu konkreten Fragen aus der Praxis. Aufgrund der steigenden Bedeutung des Themas hat die Braugruppe seit Veröffentlichung des letzten Nachhaltigkeitsberichts 2013 auch ihre Anstrengungen im Bereich der Präsenzschulungen deutlich erhöht. In 27 Schulungen wurden mehr als 560 Mitarbeiter im Umgang mit Compliance fit gemacht.
Ergänzend finden regelmäßig E-Learnings und Webinare statt. Schließlich wurde eine Datenbank zur Erfassung der vielfältigen Maßnahmen im Bereich Hospitality entwickelt.
Wir sind nicht die Spaßbremsen des Unternehmens, sondern wollen unsere Mitarbeiter vor Bußgeldern oder anderen Strafen bewahren. Die Maßnahmen aus dem Bereich Compliance dienen in Summe dem Schutz der Belegschaft, also allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ja auch ein persönliches Risiko tragen. Außerdem dienen sie dem Schutz des Unternehmens und seiner Inhaber. Wenn uns das gelingt, ist das schon eine große Motivation und ein maßgeblicher Antrieb für mich.