Bei Nachhaltigkeit geht es um die Gestaltung unserer Zukunft – das ist auch für unsere Auszubildenden sehr wichtig. Hier berichten sie über ihren Arbeitsalltag und ihre Sicht auf das Thema. Matthias, 24 Jahre, ist im 2. Lehrjahr seiner Ausbildung zum Brauer und Mälzer in der Wernesgrüner Brauerei.
Matthias, warum hast du dich für die Ausbildung zum Brauer und Mälzer bei der Wernesgrüner Brauerei entschieden?
Für die Ausbildung habe ich mich entschieden, weil es ein sehr vielfältiger und somit abwechslungsreicher Beruf ist. Ständig gibt es neue Erkenntnisse und Weiterentwicklungen, wodurch man nie auslernt. Außerdem ist die Kombination von Tradition, Moderne und öffentlichem Interesse einzigartig.
Inwiefern bist du im Rahmen deiner Ausbildung mit dem Thema Nachhaltigkeit in Berührung gekommen?
In meinem Beruf ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Roh- und Hilfsstoffen sehr wichtig. Ich hab gelernt, wie die Wasserkreisläufe in der Brauerei funktionieren und wie und wo man Wasser sparen kann. Außerdem wurde ich in den richtigen Umgang mit Reinigungsmitteln eingewiesen. Immer wieder gibt es Schulungen, wo wir weiter für das Thema sensibilisiert werden. Als Azubi kann ich auch Vorschläge einbringen, wo und wie Arbeitsabläufe im Hinblick auf Nachhaltigkeit verbessert werden können.
Was bedeutet dir persönlich das Thema Nachhaltigkeit?
Ohne nachhaltiges Handeln kommt es in Zukunft zu großen Problemen. Nachhaltigkeit heißt für mich nicht nur umweltbewusstes Handeln, sondern auch sozial und gleichzeitig wirtschaftlich zu agieren. Auch im privaten Bereich spielt Nachhaltigkeit für mich eine immer wichtigere Rolle. Zum Beispiel wenn es darum geht, wie man seine Wohnung heizt oder in welche effizientere Technik man investiert, um ggf. Energie zu sparen.
Für mich persönlich bedeutet Nachhaltigkeit in meiner Ausbildung, dass ich mit den mir zur Verfügung gestellten Materialien und Rohstoffen gewissenhaft umgehe.
Welche Herausforderungen und Chancen siehst du beim Thema Nachhaltigkeit für dich und deine Generation?
Da es einige Rohstoffe in Zukunft nicht mehr geben wird, finde ich es sehr wichtig, dass sich unsere Generation nach Alternativen umschaut und in diese investiert. Außerdem sehe ich gerade soziale Gesichtspunkte als besonders herausfordernd. Die Weltbevölkerung wächst und der Rohstoffverbrauch, aber auch der soziale Notstand nehmen dadurch erheblich zu. Die Herausforderung sehe ich darin, neue Wege zu entdecken und zu gehen. Die junge Generation spielt meiner Meinung nach eine wichtige Rolle. Sie sieht die Dinge oft anders und kann frische und unkonventionelle Ideen zur Nachhaltigkeit einbringen, um somit einen Grundstein für ihre eigene Zukunft zu legen.
Ein Tag im Arbeitsleben von Matthias
6.30–7.00 Uhr: „Proben nehmen“
Zusammen mit einem Facharbeiter werden als Erstes Proben aus den Tanks entnommen. Diese werden im Labor analysiert. Bei Tanks, die sich in der Gärung befinden, ist die Angabe des Extraktgehalts besonders wichtig. An diesem Wert sehen wir, wann die Hefe aus dem Tank zu ernten ist. Bei Tanks in der Reifung bzw. bei Tanks, die kurz vor der Filtration stehen, ist der Diacetyl-Wert ausschlaggebend. Daran erkennt man, ob alle Gärungsnebenprodukte vollständig abgebaut sind.
7.00–8.00 Uhr: „Trub schießen“
Jeden Morgen muss ich Trub schießen. Unter "Trub" versteht man abgestorbene Hefezellen, die nach unten absinken und über den Auslauf aus dem Tank entfernt werden. Das „Trub schießen“ ist wichtig, damit der Geschmack des Bieres nicht beeinträchtigt wird.
9.20–10.30 Uhr: „CO2 messen“
Zwei Mal in der Woche muss ich CO2 messen. So eine Messung ist wichtig, da das Bier einen bestimmten CO2-Wert haben soll. Es ist spannend zu sehen, wie sich die Werte in Abhängigkeit von gewissen Parametern verändern. Wenn zu wenig CO2 im Bier ist, muss ich über den Spundapparat oder mit Sterilluft Druck auf den Tank geben. Ist zu viel CO2 im Bier, wird der Tank über den Spundapparat abgeblasen.
10.30–11.00 Uhr: „Tank befüllen“
In regelmäßigen Abständen muss ein neuer Sud in den Tank gefüllt werden. Hierzu muss ich ggf. einen neuen Tank anbauen. Dabei muss ich darauf achten, die Bögen richtig zu legen, alle Wechsel richtig zu öffnen und genügend Gegendruck auf dem Tank zu haben. Außerdem muss das Wasser in der Leitung erst ausgeschoben werden. Hierfür wird der Auslauf am Befüllbogen geöffnet und erst geschlossen, wenn Würze kommt. Wenn kein neuer Tank angebaut werden muss, schaue ich nur, ob der Gegendruck im Tank noch stimmt und ob der Sud mit der vorgegebenen Menge Sauerstoff belüftet wird.
11.00–11.30 Uhr: „Würzeprobe nehmen“
Bei jedem Sud müssen in der Kühlmitte zwei Proben entnommen werden. Diese Proben werden im Labor analysiert. Dabei wird zum Beispiel untersucht, wie hoch der pH-Wert ist oder welche Kochfarbe und welchen Extraktgehalt die Würze hat. Am Ende der Woche werden die Würzeproben so gemischt, wie sie zusammen in einen Tank gefüllt wurden, und es wird der sogenannte Endvergärungsgrad ermittelt.
11.30–12.00 Uhr: „Würze für Hefereinzucht entnehmen“
Wenn eine neue Hefe angesetzt wird, muss bei dem letzten Sud Würze in den Kolben gegeben werden. In den Kolben wird dann Hefe, die im Labor vorbereitet wurde, dazugegeben, die sich dann weiter vermehrt. Das ist eine sehr wichtige Aufgabe, bei der man gründlich sein muss. Daher steht immer ein Facharbeiter daneben, leitet mich an und erklärt mir alles in Ruhe.
12.30–13.30 Uhr: „Geläger ziehen“
Ich muss zwei Mal in der Woche Geläger ziehen. Geläger sind Hefezellen und Trubteile, die sich nach der Hefeernte im Konus absetzen. Diese werden entfernt, damit das Bier geschmacklich nicht beeinträchtigt wird. Eine Anlage filtert Bier aus dem Trub. Dieses Bier wird später in einen neuen Tank gegeben. Ich muss an jedem Tank warten, bis Bier anstatt Geläger kommt. Diese Aufgabe muss ich mit einem Kollegen erledigen, da einer am Hefelagertank erst das Wasser aus der Leitung lassen muss, bis Hefe kommt.
13.30–14.30 Uhr: „Hefeernte“
Da in einem Tank der Extrakt fertig abgebaut ist, muss ich nun Hefe ernten, die dann bei einem neuen Tank wieder benutzt werden kann. Dazu baue ich den Weg Richtung Hefekeller, öffne alle Ventile und stelle alle nötigen Pumpen an.
14.30–15.30 Uhr: „Letzter Sud im Tank“
Wenn der Tank mit dem letzten Sud befüllt wird, muss Wasser nachgeschoben werden. Hierzu muss man am Befüllbogen den Auslauf öffnen, sobald Wasser anstatt Würze kommt. Die TFF-Anlage hat wieder eine gewisse Menge an Gelägerbier filtriert. Dieses Bier wird nun in einen Tank gedrückt. Damit ist mein Arbeitstag für heute beendet.