Nachhaltigkeit gehört für die Bitburger Braugruppe seit jeher zum Selbstverständnis. Es ist für uns kein Modethema, sondern fester Bestandteil der Unternehmens-DNA und essenziell, wenn wir unsere Braugruppe erfolgreich an die nächste Familiengeneration übergeben wollen. Dennoch ist es heute wichtiger denn je, nachhaltiges Handeln strategisch auszurichten und systematisch umzusetzen. Daher haben wir schon vor über zehn Jahren damit begonnen, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu erarbeiten und diese systematisch in der Braugruppe umzusetzen. Wie sich unser Weg zu einer nachhaltigeren Unternehmensführung entwickelt hat und welche Maßnahmen hierfür maßgeblich waren, erläutert Jan Niewodniczanski, Geschäftsführer Technik und Umwelt sowie Vertreter der siebten Familiengeneration, im Rückblick.
Nachhaltigkeit ist fest in der DNA unseres Familienunternehmens verankert und ein Generationenauftrag für uns“, erklärt Jan Niewodniczanski mit Blick auf die zahlreichen und vielfältigen Maßnahmen, die das Unternehmen in seiner über 200-jährigen Brauereihistorie bisher umgesetzt hat.
Nachhaltigkeit ist fest in der DNA unseres Familienunternehmens verankert und ein Generationenauftrag für uns.
Dazu gehören neben einem ausgeprägten Qualitätsverständnis auch immer Investitionen in Ressourceneffizienz und Umweltschutz sowie ein vielfältiges Engagement für die Mitarbeiter. So fand beispielsweise 1951 die Grundsteinlegung für die „Clara-Simon-Gartensiedlung“ statt. Hier konnten langjährige Mitarbeiter der Brauerei kostengünstig ein Eigenheim erwerben. 1968 gründete Brauereichef und Kunstmäzen Dr. Hanns Simon zur Förderung von Kunst und Kultur die Dr.-Hanns-Simon-Stiftung. Im neuen Sudhaus wurde 1980 ein wegweisendes Verfahren zur Abwärmerückgewinnung eingesetzt. „Mit dessen Hilfe konnten wir die bei der Würzekochung anfallende Abwärme zur Kälteerzeugung nutzen“, ergänzt Niewodniczanski. Von 1987 bis 2016 wurde die Housing, die ehemalige Wohnsiedlung amerikanischer Soldaten, mit Fernwärme versorgt. Auch die Kälteenergie für die Bitburger Eisbahn kommt bis heute aus der Brauerei. 1990 rüstete Bitburger die Sudhausanlagen auf Niederdruckkochung um. Seit 1992 verzichtet die Brauerei auf die Stanniolauflage um den Flaschenhals. 1994 wurde die unternehmenseigene Abwasserreinigungsanlage in Betrieb genommen, die über eine zusätzliche anaerobe Stufe verfügt und Biogas erzeugt, das bis heute zur Deckung des Primärenergiebedarfs der Brauerei eingesetzt wird. „Und das sind nur einige Beispiele dafür, wie wir in den vergangenen Jahrzehnten nachhaltig gewirtschaftet haben“, so Niewodniczanski weiter. Auch beim Einsatz von Gebinden geht die Braugruppe traditionell den nachhaltigeren Weg und setzt auf Mehrweg mit einer kontinuierlich hohen Quote. Damit erfüllt die Braugruppe bei weitem das Mehrweg-Ziel der Bundesregierung von 70 Prozent.
Aber auch die sehr hohe Verwertungsquote aller Stoffströme von 99 Prozent zeigt, dass Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft seit jeher eine bedeutende Rolle in der Braugruppe spielen.
Strategische Nachhaltigkeit seit 2011
Dennoch ist es heute wichtiger denn je, Nachhaltigkeit strategisch anzugehen und systematisch umzusetzen. „Wir haben frühzeitig erkannt, dass es nicht mehr ausreicht, einzig und allein aus einem unternehmerischen Selbstverständnis heraus nachhaltig zu sein. Nachhaltiges Wirtschaften gehört zu unserer gesellschaftlichen Verantwortung und ist für uns gleichzeitig wesentlicher Bestandteil unserer Geschäftspolitik geworden, der uns dabei unterstützt, langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben“, erklärt Niewodniczanski, und fährt fort: „Als Familienunternehmen haben wir hier den großen Vorteil, dass wir langfristig denken und handeln und nicht in Quartalsergebnissen. So können wir beispielsweise heute Investitionen tätigen, die sich vielleicht erst in einigen Jahren rechnen.“
Nachhaltiges Wirtschaften gehört zu unserer gesellschaftlichen Verantwortung und ist für uns gleichzeitig wesentlicher Bestandteil unserer Geschäftspolitik geworden.
Mit der Einberufung der Strategiegruppe Nachhaltigkeit im Jahr 2011 hat die Braugruppe schließlich damit begonnen, das Thema mit modernen Managementmethoden auf Unternehmens- und Produktebene zu bearbeiten, um ein integriertes Nachhaltigkeitsmanagementsystem zu entwickeln und einzuführen. 2013 verabschiedete sie ihre Nachhaltigkeitsstrategie mit den drei zentralen Handlungsfeldern „Klima & Ressourcen“, „Arbeit & Zukunft“ sowie „Produkt & Verantwortung“, die sich an den 17 globalen Zielen für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (UN), den Sustainable Development Goals (SDG), orientieren.
Im August 2013 ließ sich die Bitburger Braugruppe – als erste Braugruppe Deutschlands – nach dem ZNU-Standard „Nachhaltiger Wirtschaften“ zertifizieren. Entwickelt wurde dieser vom Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung der Universität Witten/Herdecke (ZNU) in Kooperation mit dem TÜV Rheinland als B2B-Standard. Er bezieht im Gegensatz zu vielen anderen Standards alle Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales – gleichberechtigt mit ein. „Die Zertifizierung nach dem ZNU-Standard hat uns dabei geholfen, in der Belegschaft ein gemeinsames Verständnis zum Thema Nachhaltigkeit herzustellen, bestehende Maßnahmen systematisch zu bündeln, entsprechende Ziele zu formulieren, einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess einzuleiten, neue Projekte umzusetzen und eine glaubwürdige Kommunikation mit unseren Stakeholdern zu führen“, fasst Niewodniczanski die Schritte zusammen. Grundlegend dabei war, die Belegschaft aktiv in den Nachhaltigkeitsprozess mit einzubeziehen, Wissen rund um das Thema Nachhaltigkeit aufzubauen und zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Nachhaltigkeitsmanagern auszubilden.
Seither setzt sich die Braugruppe regelmäßig ambitionierte Nachhaltigkeitsziele und arbeitet kontinuierlich an deren Umsetzung. „Wir informieren außerdem im zweijährigen Rhythmus in unseren Berichten zur Nachhaltigkeit über unsere Fortschritte auf unserem Weg zu einer nachhaltigeren Unternehmensführung“, so Niewodniczanski abschließend.